Ziel dieses Fallberichts ist es, zu zeigen, dass die Röntgenuntersuchung des Schultergelenks allein nicht sensitiv genug ist, um dislozierte Fragmente in die Bizepssehnenscheide als Folge einer Osteochondrosis dissecans (OCD) Läsion am kaudalen Humeruskopf bei Hunden zu diagnostizieren. Ein 6 Monate alter, 35 kg schwerer, männlicher Hovawart wurde aufgrund einer chronisch intermittierenden Lahmheit an der linken Vordergliedmaße überwiesen. Auf den Röntgenaufnahmen zeigte sich eine semilunare Radioluzenz mit sklerotischem Randsaum am linken kaudalen Humeruskopf, typisch für eine osteochondrale Läsion. Jedoch konnte nur durch die Kombination von Computertomografie und Sonografie ein disloziertes osteochondrales Fragment in der linken Bizepssehnenscheide und die daraus resultierende Tenosynovitis eindeutig bestätigt werden. Eine chirurgische Versorgung mittels Arthroskopie, gefolgt von einem Zugang über der linken Bizepssehnenscheide zur Entfernung des migrierten Fragments, führte zu einer vollständigen Remission der Lahmheit bis zur letzten Nachuntersuchung ein Jahr postoperativ. Unserer Meinung nach sollte die Computertomografie als Standard in der Abklärung einer OCD des Schultergelenks bei Hunden eingesetzt werden. In Kombination mit einer Sonografie kann sie zur vollständigen Beurteilung des Schultergelenks und zum zuverlässigen Ausschluss dislozierter osteochondraler Fragmente beitragen, welche auch in der Arthroskopie übersehen werden können.